Reparatur einer Schreibmaschine aus dem Jahre 1916

Restauration einer alten, mechanischen Continental Schreibmaschine der Wanderer-Werke A.G. Chemnitz aus dem Jahre 1916, mit dem Ziel, diese wieder benutzbar zu machen.

15.04.2024 - Manuel Wohlers

Erste Reinigung

Für den Anfang habe ich die Schreibmaschine lediglich mit Druckluft entstaubt. Zwischen den Teilen hatte sich über die Jahre sehr viel, fast schon klebriger Staub abgesetzt, der mir – dank sonnigem Wetter glücklicherweise draußen an der frischen Luft – um die Ohren flog und vom Winde verweht wurde.

Als einige graue Beschichtungen begannen sich zu lösen, habe ich den starken Luftstrom dann doch lieber etwas zurückfahren und die ästhetischen Arbeiten auf später verschoben.

Die Mechanik

Zuerst ließen sich sämtliche Tasten nicht richtig durch­drücken. Nach ein paar Millimetern war Schluss, die Lettern wurden zwar leicht angehoben, erreichten die Walze aber nicht. Es stellte sich nach einigem Herumprobieren und Fehlersuchen heraus, dass eine Sperrmechanik aktiviert war. Ein einfacher Dreh am richtigen Hebel und die Tasten ließen sich wieder vollständig und bis zum Anschlag der Lettern an der Rolle durchdrücken. 

Tastatur-Sperrhebel

In diesem Zustand waren jetzt schon mal die Kleinbuchstaben funktionstüchtig.

Auch der Transport des Papiers funktionierte.

Nur bei der Umschalttaste hing es noch. Rechts bewegte sich die Walze, aber im linken Bereich schien sie verklemmt zu sein. Keinen Millimeter wollte sie sich nach oben bewegen.

Ein kleines bisschen Öl aufgesprüht und sanftes Herumruckeln an Schlitten und Walze genügte, um die Umschalt-Taste wieder bedienbar zu machen.

Zumindest den Weg nach oben schafft die Walze nun zügig. Beim Herabsinken lässt sie sich noch etwas viel Zeit, so dass man etwas nachhelfen muss, entweder durch Druck auf die Walze oder durch Ziehen an einer der Umschalt-Tasten. Ob da wohl eine Feder fehlt? Oder klemmt es irgendwo noch, so dass die Schwerkraft nicht ausreicht um das Ding zügig wieder hinabzubefördern? Das wird sich später zeigen.

Das Farbband

Das Farbband hat die richtige Breite, muss aber auf die Original-Spule umgewickelt werden.

Das Farbband wird auf die alte Spule umgewickelt.

Das Farbband muss auf die Original-Spulen umgewickelt werden.

"Guten Abend" auf der Schreibmaschine getippt.

Nach einigen Experimenten scheint dies die richtige Führung für das Farbband zu sein.

Nachdem das Farbband eingesetzt und die Schreibmaschine somit betriebsbereit war, folgte ein Test der einzelnen Lettern. Es stellte sich heraus, dass die Lettern "a" und "f" beim Anschlag verklemmen und nicht wieder in die Ruheposition zurückfallen. Mit einem Hauch Öl scheint das Problem behoben zu sein.

Ein größeres Problem schien die "2" zu haben. Zuerst bewegte diese Taste die Letter "a" – aber nur auf halbe Höhe, nicht bis zum Anschlag. Wie sich herausstellte, ist die Verbindung von Taste und Letter "2" getrennt. Die Taste schiebt stattdessen den Nachbarbuchstaben "a" an. Zwar konnte ich die Mechanik noch nicht wieder korrekt einhaken, aber ich konnte den Hebel so platzieren, dass die Taste nun wieder die korrekte Letter bewegt, und zwar bis zum Anschlag. Nur in die Ruheposition fällt sie so noch nicht ganz hinab.

Vorschub und Tabulatur

Der Transportschlitten bewegte sich nur schwerfällig und die Tabulatur-Taste schob den Schlitten bei Betätigung nur ein wenig weiter. 

Nachdem ich die Schnur an der richtigen Stelle befestigt und die Zugspannung erhöht habe, rattert der Schlitten beim Betätigen der Tabulatur-Taste nun wieder in einem Rutsch durch. Leider fehlen die original Tab-Stops um Zwischenschritte festzulegen.

Die Letter "2"

Das war eine ziemliche Knacknuss für mich! Die Verbindung zwischen Taste und Letter "2" war getrennt; zwar drückte die Taste die richtige Letter auf das Papier, doch der Anschlag war anders als bei den anderen Tasten und die Letter fiel nicht korrekt in ihre Ruheposition zurück. 

Darüber hinaus war die "2" den benachbarten Lettern im Weg, so dass diese beim Anschlag an ihr entlang schrammten.

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass man die Typenhebel (ich hoffe, das ist der richtige Begriff)  einzeln entfernen und austauschen kann.

Jetzt fehlen mir allerdings die Begriffe dafür, was ich gemacht habe: Die Farbband-Anhebung deaktiviert, einen der Knöpfe im Innern der Schreibmaschine gedrückt und den Typenhebel mit etwas vor/zurück/hoch/runter vorsichtig aus seiner Verankerung gelöst. 

Anschließend Typenhebel in der Mechanik, aus der er, wie auch immer, zuvor herausgerutscht war, eingehakt; und dann das ganze Spiel rückwärts: Die Type lag wieder sauber in ihrer Ruheposition, die Taste ebenfalls: alles in Butter!

Was gibt es noch zu tun?

Die Walze fällt zu langsam in die untere Position zurück, so dass nach Betätigung der Umschalt-Taste der nächste Anschlag zu niedrig auf das Papier gebracht wird.

Beheben lässt sich das entweder durch sehr langsames Tippen oder durch das Herunterdrücken der Walze nach jedem Großbuchstaben. Beides keine echten Optionen nach meinem Geschmack.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

Funktionen

Funktionen, die ich in diesem Meisterwerk der Technik bereits gefunden habe: